Der Weg von der Ausbildung zur Hochschule

Die Berufsoberschule an der Aloys-Fischer-Schule Deggendorf

Kein Abschluss ohne Anschluss, dieses Prinzip der bayerischen Schulpolitik trifft in besonderem Maße auf die Berufsoberschule zu. Es gibt viele Wege zur Hochschulreife, einer davon führt über die Berufsoberschule. „43 Prozent der Studenten an den Hochschulen kommen mittlerweile aus dem beruflichen Bereich“, betont Klaus Vietze, Ministerialbeauftragter für die Beruflichen Oberschulen in Ostbayern. Für die BOS-Schüler sei ein Studium das erklärte Ziel. „Dementsprechend ehrgeizig gehen sie an die Sache ran und sind auch später an den Hochschule sehr erfolgreich“, freut sich Vietze.

1970 wurde die Berufliche Oberschule in Bayern und damals auch in Deggendorf eingeführt. Sie besteht aus der Fachoberschule (FOS) und der Berufsoberschule (BOS). Während die Schülerzahlen an der FOS seit Jahren auf hohem Niveau stabil sind, gingen die Zahlen an der BOS in einem bayernweiten Trend zurück. Die Ursache dafür liegt auf der Hand: es ist die entspannte Situation auf dem Arbeitsmarkt, der viele gute Jobs nach der Berufsausbildung anbietet. Diese sind aber nicht nur nach der Lehre vorhanden, sondern auch in noch anspruchsvolleren Tätigkeiten nach einem erfolgreichen Studium. Somit bietet sich nach der Erstausbildung für diejenigen, die das nötige „Können und Wollen“ miteinander vereinigen die Chance, die Karriereleiter über den Besuch der BOS weiter nach oben zu steigen.

Was ist zum Besuch der BOS nötig? Grundsätzlich sind eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein mittlerer Schulabschluss mit einem Notendurchschnitt besser als 3,5 in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik nötig. Je nach Ausbildungsberuf wird man dann dem technischen, wirtschaftlichen oder sozialen Zweig der BOS zugewiesen – ganz im Unterschied zur FOS, hier sind die Ausbildungsrichtungen frei wählbar. Während an der FOS mindestens zwei Jahre bis zum Fachabitur nötig sind, kann dieses an der BOS bereits nach einem Jahr erlangt werden. Praktika wie an der FOS sind nicht nötig, die Schüler kommen ja mit entsprechenden Erfahrungen aus dem Beruf. Schon nach einem Jahr steht dann die Tür zum Studium an den deutschen Fachhochschule offen und dies bei freier Wahl des Studienfaches. Für einen Teil der Schüler besteht eine andere Zielsetzung, sie wollen die 13. Jahrgangsstufe besuchen und nach bestandener Abschlussprüfung die fachgebundene Hochschulreife erwerben. Wer zusätzlich noch Kenntnisse in einer 2. Fremdsprache nachweist, erhält mit der allgemeinen Hochschulreife die Möglichkeit, aus den Studienfachangeboten der Universitäten ohne Einschränkung wählen zu können. Falls die Schulzeit an den allgemein bildenden Schulen schon länger zurück liegt (die jüngsten Schüler sind 18 Jahre alt, aber manche nach mehrjähriger Berufstätigkeit auch schon deutlich über 20), wird der Besuch der Vorklasse empfohlen.

Eine weitere Möglichkeit den Übergang aus der Berufsausbildung oder dem Arbeitsleben möglichst reibungslos zu gestalten, besteht im Besuch des Vorkurses. Dieser startet ab 20. Februar und endet Ende Juli. Jeweils an drei Abenden pro Woche wird – begleitend zur beruflichen Tätigkeit – in den allgemein bildenden Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik das  notwendige Wissen und Können des Abschlussjahrgangs der Realschule aufgefrischt und vertieft, damit einem erfolgreichen Start im September nichts entgegen steht.

Damit sich die jungen Erwachsenen die Weiterqualifizierung über die BOS auch leisten können, besteht die Möglichkeit Schüler-BAföG zu beantragen und unter bestimmten Kriterien auch zu erhalten. Dabei wird in den 12. und 13. Klassen der Besuch der Schule finanziell unterstützt, unabhängig vom Einkommen der Eltern und nicht auf Darlehensbasis. Auch in der Vorklasse sind die Schüler Bafög-berechtigt –allerdings unter Berücksichtigung der finanziellen Verhältnisse im Elternhaus.

„Viele ehemalige Schülerinnen und Schüler äußern immer wieder im Gespräch mit der Schulleitung, dass die BOS ihr Sprungbrett für die berufliche Karriere darstellte,“ geben Schulleiterin OStDin Christina Schedlbauer und Stellvertreter StD Klaus Fleder an. Als Juristen, Mediziner, Wissenschaftler, Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler oder Lehrkräfte leisten sie in Führungspositionen wertvolle Arbeit.  „Gerade die Wirtschaftsbetriebe der Region und die öffentlichen Verwaltungen greifen gerne auf unsere Absolventen zurück,“ heben die Mitglieder der Schulleitung hervor.

Die Anmeldeunterlagen sowohl für die FOS als auch die BOS können persönlich vom  6. bis 17. März 2017, in der Zeit von 9:00 bis 16:00 Uhr an der Aloys-Fischer-Schule, Jahnstr. 5, 94469 Deggendorf abgegeben werden. Das Ausfüllen des Anmeldebogens  geschieht online auf der Homepage  der Schule (www.afs-fosbos.de).

Für den Besuch der FOS bzw. der BOS im Schuljahr 2017/18 an der Aloys-Fischer-Schule Deggendorf findet am Mittwoch, 15. Februar um 19:00, eine Infoveranstaltung statt.


Interviews mit zwei Schülerinnen und einem Schüler der BOS:

 

„Man kann seinen Traum verwirklichen“

Julia Choc (20) aus Plattling besucht die Klasse BOS 13 in der Ausbildungsrichtung Wirtschaft und Verwaltung der Aloys-Fischer-Schule Deggendorf. Nach ihrem Realschulabschluss an der Conrad-Graf-Preysing-Realschule Plattling absolvierte Julia Choc eine Ausbildung zur Fremdsprachen-Industriekauffrau. Während ihrer Ausbildung besuchte sie die Berusschule II in Passau. Dort wurde ihr Traum, Lehrerin zu werden, wieder neu entfacht. Dafür ist aber das allgemeine Abitur eine Voraussetzung. „Die BOS ist eine gute Möglichkeit, diese Qualifikation in zwei Jahren nachzuholen“, erklärt sie. Eine schöne Sache ist, dass die Klassen klein sind und die Schüler hoch motiviert sind, weil jeder seinen persönlichen Traum verwirklichen möchte. „Mein Ziel ist es, an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg Wirtschaftspädagogik zu studieren“, erzählt sie.

 

„Die BOS öffnet neue Lebenswege“

Maximilian Falter (20) besucht die Klasse BOS 13 Technik der Aloys-Fischer-Schule in Deggendorf.

Er hält den Besuch einer Berufsoberschule für eine clevere Möglichkeit, sich in kurzer Zeit für einen neuen Lebensweg vorzubereiten. „Es erfordert Mut, vorerst aus dem sicheren Beruf auszusteigen und wieder in die Schule zu gehen. Doch wird man letztlich mit seinem Wunschberuf belohnt.“

Nach der Mittleren Reife an der Landgraf-Leuchtenberg-Realschule in Osterhofen und seiner Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung in der EDV-Schule Plattling entschied sich Maximilian für den Besuch an der BOS. Damit kommt er seinem ambitionierten Ziel, Humanmedizin zu studieren, einen entscheidenden Schritt näher. Auch den Faktor Zeit sieht er als Argument für die BOS. „Da ich innerhalb von 2 Jahren mein allgemeines Abitur erhalte, verliere ich gegenüber Gymnasiasten kaum Zeit.“.

 

„Die BOS als große Chance“

Julia Schuster, 20 Jahre, Schülerin im sozialen Zweig der BOS 13, begann zunächst ihre schulische Laufbahn an der Mittelschule Schöllnach mit dem Qualifizierenden Hauptschulabschluss, daran schloss sich eine Ausbildung zur Kinderpflegerin in Vilshofen an. Die Berufsausbildung eröffnete Einblicke in die Arbeitswelt und es entstand der Wunsch nach weiterer Qualifikation. „Um meinen Berufswunsch Lehrerin verwirklichen zu können, bewarb ich mich für die Vorklasse des BOS, mit dem Ziel später ein Lehramtsstudium zu absolvieren.“ Auch die Lehrkräfte und das Schulklima an der Schule haben sie bestärkt, ihren Traumberuf gezielt anzustreben. Als Mitglied der SMV engagiert sie sich auch außerhalb des Unterrichts gemeinsam mit Lehrkräften und Mitschülern bei verschieden Aktionen und Veranstaltungen, um das Schulleben zu gestalten. „Ich bin sehr froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe, die Allgemeine Hochschulreife an der Aloys-Fischer-Schule nachzuholen,“ ist ihr wichtig zu betonen. „Ich kann dies nur jedem empfehlen, der beruflich weiterkommen möchte. Zudem wird dieser Weg durch das elternunabhängige Bafög finanziell unterstützt und erleichtert.“

Schulleiterin OStDin Christina Schedlbauer, Julia Choc, Maximilian Falter, Julia Schuster und stellv. Schulleiter StD Klaus Fleder